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Studie: So liest die Deutschschweiz

Die repräsentative Umfrage hat das Forschungsinstitut Sotomo im Auftrag von Ex Libris durchgeführt. Zusammen haben sie die Studie am Donnerstag veröffentlicht.
Der Online-Buchhändler in Besitz der Migros gehört zu den drei grössten Buchhändlern in der Deutschschweiz. Mit dieser Studie hat er dafür gesorgt, dass erstmals gezeigt wird, wie die Deutschschweiz liest. «Die Studie beleuchtet dabei nicht nur die Lesegewohnheiten und -vorlieben, sie macht deutlich, dass Bücher für viele Menschen Orientierungshilfen in einer unübersichtlichen Welt sind und sie zu ihnen eine tiefe emotionale Verbindung besitzen», heisst es auf den ersten Seiten.
Bücher versus Soziale Medien
Zudem vergleicht die Studie die Nutzung von Büchern mit der von sozialen Medien. «Dabei wird ein Kontrast sichtbar, der kaum grösser sein könnte: Während soziale Medien Energien rauben, verschafft das Lesen von Büchern neue Energie für den Alltag», schreiben die Autorinnen und Autoren.
Gerade einmal 29 Prozent der Befragten finden, dass soziale Medien gut zum Abschalten seien. Noch tiefer ist die Zustimmung zu Aussagen, dass soziale Medien zu Allgemeinwissen oder Kreativität beitrügen (jeweils 20 Prozent) und 17 Prozent meinen, soziale Medien förderten die persönliche Entwicklung.
Umgekehrt bewerten die Befragen das Lesen deutlich positiver: es fördere das Allgemeinwissen (82 Prozent) und die persönliche Entwicklung (81 Prozent) und es erleichtere das Abschalten im Alltag (77 Prozent).
Bemerkenswert ist zudem, dass Menschen, die lesen, ein deutlich besseres Image geniessen als jene, die ihre Zeit in den sozialen Medien verbringen. Leserinnen und Leser gelten bei den Befragten als wissbegierig (86 Prozent), intellektuell (73 Prozent) und kreativ (36 Prozent) - dies, obwohl «Plattformen wie Instagram und TikTok auf Selbstdarstellung und kreativen Ausdruck ausgelegt sind», so die Studie. 84 Prozent der Befragten sind (eher) der Meinung, dass Lesen attraktiv macht. «Ein beeindruckendes Ergebnis, das zeigt, wie stark das Bild der Lesenden mit positiven Eigenschaften aufgeladen ist.»
Dem gegenüber werden überwiegenden Nutzerinnen und Nutzern von sozialen Medien Eigenschaften wie oberflächlich (68 Prozent), langweilig (18 Prozent) oder eigenbrötlerisch (13 Prozent) zugewiesen. Positiver bewertet werden diese Menschen nur im Sinn davon, dass sie als modern gelten, während Leserinnen und Leser eher als altmodisch wahrgenommen werden.
Romane sind das beliebteste Genre
Zu den Lesegewohnheiten stellt die Studie fest, das besonders in den Ferien gelesen wird, vor dem Einschlafen und am Wochenende. Dabei schwingen Romane (68 Prozent), Krimis und Thriller (57 Prozent) sowie Sachbücher (53 Prozent) obenaus. Zur erotischen Literatur geben immerhin 17 Prozent an, dass sie diese nicht gern in der Öffentlichkeit lesen.
Bei den beliebtesten Genres gibt es zudem - wenig erstaunlich - Unterschiede zwischen den Geschlechtern: zu Romanen greifen vor allem Frauen, während Männer die Spannung in Krimi und Thriller sowie die Information in Sachbuch und Fachliteratur bevorzugen. Die Begründung dafür: «Romane fördern das Einfühlungsvermögen und regen die Fantasie an, Sachbücher erweitern den Horizont und geben Sicherheit im Gespräch», resümiert die Studie.
Bücherschatz im Regal
Die Studienautorinnen und -autoren haben nicht nur nach dem Lesen als solchem gefragt, sondern auch nach dem Medium Buch. Dazu haben sie herausgefunden, dass Schweizerinnen und Schweizer Bücher gerne besitzen und diese ebenso gerne in ihren Regalen ausstellen. Demnach sind Bücher «treue Begleiter, Erinnerungsstücke und Ausdruck persönlicher Werte und Geschichten».
Entsprechend geben 41 Prozent der Befragten an, dass sie mehr als hundert gedruckte Bücher besitzen, wobei nachvollziehbar ist, dass der Bücherschatz bei den 36- bis über 55-Jährigen grösser ist als bei den unter 35-Jährigen.
Und: «Eine beeindruckende Mehrheit von 66 Prozent der Befragten gibt an, (fast) alle ihrer Bücher vollständig gelesen zu haben.» Hier unterscheiden sich die Altersgruppen nicht voneinander. Bemerkenswert ist indes, dass Menschen mit höherem Bildungsabschluss häufiger Bücher besitzen die sie nicht gelesen haben. Für 86 Prozent aller Befragten sind die eigenen Bücher Schätze, die einen Platz im Bücherregal haben.
Doch die Befragten hüten ihren Schatz nicht nur, sondern mehr als die Hälfte teilt ihre Bücher auch gern und verschenkt sie an Familie und Freunde. Dadurch wird das Leseerlebnis weitergetragen und Lesen erhält eine soziale Bedeutung.
Stichprobe nicht repräsentativ
Die Forscherinnen und Forscher bei Sotomo haben im Zeitraum vom 1. bis 8. Oktober 2024 online über ihr Online-Panel befragt. Die Angaben von 1044 Personen wurden ausgewertet. Die Befragung richtete sich an die sprachlich integrierte Wohnbevölkerung der Deutschschweiz. Und: Weil sich die Teilnehmenden der Umfrage quasi selbst rekrutiert haben, war die Stichprobe nicht repräsentativ. Diese Verzerrungen hat Sotomo mit einem statistischen Gewichtungsverfahren geglättet. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA heisst es bei der Auftaggeberin Ex Libris, es sei derzeit noch offen, ob diese Studie künftig weitergeführt wird.
Sie können den Lesebarometer 2025 hier runterladen: https://exlibris.azureedge.net/cms/11915/Ex_Libris_Lesebarometer_2025.pdf