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BlickTV: Aufstand der Gewerbler
Im Bericht von BlickTV von Patrik Berger und Anja Müggler kam gestern Gewerbedirektor Hans-Ulrich Bigler zu Wort: Die Situation sei dramatisch für KMU. «Ein Gartencenter muss schliessen, während die Landi nebenan alles verkaufen darf? Das geht nicht», erklärt Bigler.
Ähnlich tönt es beim Verband Schweizer Papeterien (VSP). «Das ist Wettbewerbsverzerrung», sagt Präsident Thomas Köhler. Gerade jetzt, wo alle Schüler schweizweit zu Hause lernen müssen und entsprechendes Material brauchen, ist das Verkaufsverbot besonders ärgerlich. Einige Papeterien beliefern wenigstens noch ihre Geschäftskunden. Davon leben können sie aber nicht.
Die Sendung von BlickTV können Sie sich hier ansehen.
Nachfolgend finden Sie zudem die Interviewfragen von BlickTV, welche VSP-Zentralpräsident Thomas Köhler schriftlich gestellt wurden. Bei den Antworten handelt es sich um die ungekürzte, originale Fassung.
Patrick Berger/Ringier: Was sagen Sie als Verbandspräsident dazu, dass die Grossen Migros, Coop und die Post weiter Papeterieartikel verkaufen dürfen und Sie nicht?
Thomas Köhler: «Nachdem der Bund unsere Sortimente als «täglichen Bedarf» deklarierte, kommt es hier ganz klar zu einer Wettbewerbsverzerrung durch Bevorteilung gewisser Kanäle. Dies kann so nicht akzeptiert werden. Auch machen bereits erste Firmen aktiv Werbung auf der Homepage für Papeterieartikel-Sortimente mit Begründung Corona-Virus.»
Was haben Sie für Reaktionen von Ihren Mitgliedern?
«Unsere Mitglieder sind verunsichert. Es fehlen Informationen und dank der Spezifizierung von vorgestern entstehen mehr Gerüchte und Unsicherheiten ob man nun offen haben darf oder nicht. Somit herrscht Freude und Frust gleichzeitig; Freude, dass wir als wichtiger «täglicher Bedarf» wahrgenommen werden. Frust, dass wir diesen aber nicht abdecken können und unsere Aufgaben wahrnehmen können.»
Was fordern Sie?
«Es ist schwierig, diese Frage umfassend zu beantworten, aber wir fordern einerseits eine klarere Information und Regelungen, welche für alle Branchen gelten, welche als «täglicher Bedarf» deklariert sind. Wenn wir nicht öffnen dürfen, sollte es auch den Grossisten, Tankstellen, Kiosken, etc. nicht erlaubt sein, Papeterieartikel zu verkaufen, da in diesen Kanälen auch die Fachpersonen fehlen, welche der Verband auf eigene Kosten ausbildet.»
Wie viele Papeterien sind schweizweit derzeit geschlossen?
«Da kann ich nur von unseren Mitgliedern ausgehen und sagen, dass alle ca. 320 Mitglieder die Geschäfte geschlossen halten.»
Was schlagen Sie Ihren Mitgliedern vor? Kurzarbeit?
«Wir schlagen unseren Kunden Sofortmassnahmen vor, mit Telefonberatung, Bewerbung von Onlineshops, die Kunden durch Serviceleistungen, wie Versand der benötigten Ware via Post oder eigenen Chauffeurdienst, zu forcieren. Da diese Situation für alle Mitglieder eine riesige personelle wie auch finanzielle Notsituation darstellt, sollen alle betroffenen Unternehmen Kurzarbeit anmelden und versuchen, die aktuellen Kosten so tief wie möglich zu halten. Auch appellieren wir an die Vernunft, sachlich an die damit verbundenen Fragen anzugehen und bei Unsicherheiten die Verbandsleitung zu kontaktieren.»
Besonders jetzt, wo die Kinder zu Hause lernen müssen, wäre das Geschäft für sie lukrativ...
«Der Bund hat erkannt, dass wir ja als «täglicher Bedarf gelten und somit möchten wir diese Funktion als Fachhandel auch wahrnehmen. In den nächsten Wochen wird sicher ein grosser Bedarf nach unseren Sortimenten bestehen. Wir helfen somit zur Eindämmung des Corona-Virus da wir den Menschen helfen, sich zu Hause sinnvoll und kreativ beschäftigen zu können.»
Was haben Sie von Seiten Verband unternommen? Politisch?
«Wir sind politisch mit dem Schweizerischen Gewerbeverband in Kontakt, haben heute auch Forderungen gestellt, dass alle Detailhandels-Verbände sich intensiv austauschen, um Lösungen, aber auch Forderungen zu diskutieren. Nur gemeinsam wird es möglich sein, die Folgen dieses Notstandes anzugehen. Auch haben wir Kontakt mit der Kantonsverwaltung unseres Verbandssitzes. Ausserdem haben wir unsere Mitglieder am Montag über die Vorgehensmassnahmen und Vorschläge für das Tagesgeschäft informiert.»