22. Dezember 2020

Covid-19: Stimmen zum Laden-Shutdown im Kanton Aargau

22. Dezember 2020

Covid-19: Stimmen zum Laden-Shutdown im Kanton Aargau

Grossverteiler dürfen ihr ganzes Sortiment anbieten – kleinere Läden müssen die Türen schliessen. Die neuen Corona-Regeln sorgen unter den Ladenbesitzern für Unverständnis.

Seit diesem Montag gilt im Kanton Aargau ein Laden-Shutdown. Einkaufsgeschäfte sind grundsätzlich geschlossen. Doch es gibt viele Ausnahmeregelungen, was zu Verwirrung führt. Einige Läden wussten anfangs Woche nicht, ob sie öffnen dürfen oder nicht. Zum Teil warten Mitarbeitende in den geschlossenen Geschäften auf definitive Weisungen.

Ein Beispiel sind «Papier- und Schreibwaren», die gemäss Verfügung verkauft werden dürfen. Die Papeterie Hagenbuch in Aarau hat deshalb ganz normal geöffnet. Die Geschäfte der Papeterie-Kette McPaperland hingegen blieben vorerst geschlossen. «Es ist nicht klar, was genau unter diesen Bereich fällt», erklärt der CEO der Kette in Tuggen (SZ), Marco Cantele. «Im Frühling wussten wir, dass wir zum Beispiel Trauerkarten verkaufen dürfen, Glückwunschkarten aber nicht. Das ist im Moment sehr ungewiss.»

Auch dass die Grossverteiler ihr ganzes Sortiment anbieten dürfen und  kleinere Läden die Türen schliessen müssen sorgen unter den Ladenbesitzern für Unverständnis. Eveline Amsler vom Bastelhaus Amsler AG kritisiert das Vorgehen des Kantons: «In einer solchen Krisensituation finde ich, sollte man einfach zusammenstehen und zusammen die gleichen Massnahmen bringen.» Den «Kantönligeist» findet sie hier fehl am Platz. Diese Meinung vertritt auch Marcel Amsler von der Amsler Spielwaren AG. Ihn ärgere die Ungerechtigkeit am meisten. «Das ist einfach Willkür», betont er. Vor seinem Geschäft hat Amsler eine Abholstation, so können wenigstens bestellte Geschenke abgeholt werden. 

Die Kantonsärztin Yvonne Hummel äussert sich zur Wut der Ladenbesitzer: «Wir haben uns im Sinne der Kundenorientierung dafür entschieden, dass Grossisten keine Produkte abdecken müssen.» Die Kunden seien so oder so schon im Geschäft, da sei es aus Kundensicht nicht sehr freundlich, einzelne Produkte nicht kaufen zu dürfen. Das Ausweichen in andere Kantone könne man nicht verhindern. Hummel ergänzt aber: «Wir glauben daran, dass die Mehrheit der Aargauerinnen und Aargauer unseren Empfehlungen folgen wird und zuhause bleibt.»$

Auch Markus Hadorn von Spielwaren Miracoolix vom Laden-Lockdown betroffen. «Durch die Massnahmen des Kantons Aargau müssen wir unseren Laden ausgerechnet in der für uns wichtigsten Verkaufswoche schliessen. Ein Velohändler kann seine Ware das ganze Jahr verkaufen, aber Spielwaren werden vor allem zu Weihnachten gekauft. Es ist verrückt: Läden des täglichen Bedarfs dürfen offen bleiben − sind Spielwaren denn kein täglicher Bedarf? Genau jetzt, wenn man nicht in den Ausgang oder in die Ferien kann und daheim sitzt, ist doch das Bedürfnis nach Gesellschaftsspielen gross − das spüren wir, denn aktuell läuft das Geschäft ganz gut. Wir haben unsere Öffnungszeiten sogar extra angepasst und von halb 8 bis 19 Uhr durchgehend geöffnet. Vielleicht spielt uns in die Karten, dass die Leute ihre Weihnachtseinkäufe vorgezogen haben, weil sie mit dem Lockdown gerechnet haben. Den Laden-Lockdown können wir aber auch mit Bestellungen nicht kompensieren. In unserem Laden stöbert man, wenn man die Spielwaren nicht vor Ort kaufen kann, weicht man dann aber doch auf die grossen Onlinehändler aus, anstatt bei den lokalen Läden zu bestellen.», so Markus Hadorn. 

Quellen: SRFAargauer Zeitung, Badener Tagblatt

Pressedienst / Caroline Garcia
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