27. August 2024
Eine aktuelle GfK-Studie zeigt, dass der Anteil des privaten Konsums, der in den Einzelhandel fliesst, sich in der EU dem Vor-Corona-Niveau nähert. 2023 sank er das zweite Jahr in Folge, sodass EU-Bürger nur noch 33,9 Prozent ihres Geldes im Einzelhandel ausgeben. In Ländern wie Ungarn wird fast jeder zweite Euro im Einzelhandel ausgegeben, während Deutschland am unteren Ende der Rangliste steht.
Nachdem der Einzelhandelsanteil an den privaten Konsumausgaben 2020 und 2021 pandemiebedingt angestiegen war, sank er in den letzten beiden Jahren wieder. 2023 gaben die EU-Bürger 0,5 Prozent weniger Geld im Einzelhandel aus als noch im Vorjahr, und das trotz eines Anstiegs der Kaufkraft und des Einzelhandelsumsatzes von jeweils 5,5 Prozent.
„Trotz Inflation und steigender Preise für Lebensmittel im Jahr 2023 nähert sich der Ausgabenanteil der Haushalte im Einzelhandel wieder dem Wert von vor der Pandemie an“, erklärt Studienleiter Dr. Philipp Willroth. „Grund dafür ist, dass die europäische Bevölkerung vor allem in den Coronajahren 2020 und 2021 ihr Geld hauptsächlich in den Einzelhandel investiert hat, da viele Freizeiterlebnisse und Dienstleistungen nicht möglich waren. Dieser Effekt kehrt sich jetzt wieder um, denn die Europäer haben Nachholbedarf und wollen wieder mehr erleben und reisen.“
Die Einzelhandelsanteile am privaten Konsum unterscheiden sich je nach Land jedoch sehr. In vielen osteuropäischen Ländern fliesst fast jeder zweite Euro in den Einzelhandel, allen voran in Ungarn (50 Prozent), Bulgarien (49 Prozent) oder auch Kroatien (47 Prozent). Den letzten Platz belegt Deutschland, wo lediglich knapp 27 Prozent der Konsumausgaben im Einzelhandel ausgegeben werden.
In der kostenfreien Studie „Einzelhandel Europa“ hat der Bereich Geomarketing von GfK die Schlüsselindikatoren des europäischen Einzelhandels für das Jahr 2023 untersucht. Die Studie bietet umfangreiche Trendanalysen für zahlreiche europäische Länder und ist damit eine wichtige Orientierungshilfe für Einzelhändler, Investoren und Projektentwickler.
Pressedienst / Caroline Garcia
Nachdem die Kaufkraft der EU-Bürger bereits 2022 um 7 Prozent angestiegen ist, stieg das verfügbare Nettoeinkommen auch 2023 wieder deutlich an. EU-weit betrug die Pro-Kopf-Kaufkraft durchschnittlich 19.786 Euro, was einem Anstieg von nominal 5,5 Prozent entspricht. Insgesamt standen den Einwohnern der 27 Mitgliedsstaaten rund 8,9 Billionen Euro an Kaufkraft zur Verfügung, die für Essen, Wohnen, Dienstleistungen, Energiekosten, private Altersvorsorge, Versicherungen, Urlaub und Mobilität verwendet werden konnten.
Vergleichbar zur Kaufkraft stieg der Einzelhandelsumsatz in den 27 EU-Staaten um 5,5 Prozent an. Dieses nominale Umsatzplus relativiert sich jedoch angesichts hoher Verbraucherpreise, die durch anhaltend hohe Kosten für Energie, Dünger und Futtermittel sowie geopolitische Unsicherheiten bedingt sind. Die höchsten Wachstumsraten innerhalb der EU waren in osteuropäischen Staaten wie Bulgarien (+18 Prozent), Rumänien (+14 Prozent) und Kroatien zu beobachten (+14 Prozent), wobei auch grössere Märkte wie Spanien und Polen Wachstumsraten von über 12 Prozent verzeichneten.
Auch wenn die Inflation in den 27 EU-Ländern 2023 bereits gesunken ist, blieb das Niveau mit 6,4 Prozent dennoch recht hoch. Für 2024 liegt die Prognose bei 2,7 Prozent. Damit wird das Ziel der Europäischen Zentralbank von 2 Prozent zwar noch nicht erreicht, aber die Preisanstiege fallen dennoch um einiges moderater aus als noch 2022 und 2023. Belgien ist dabei das einzige Land, in dem für 2024 eine höhere Inflation erwartet wird als im Jahr zuvor.
Die verschiedenen Krisen haben das Leben der Menschen nachhaltig beeinflusst. Die Sorgen und Nöte der europäischen Bevölkerung haben sich verändert und Verbraucher haben dementsprechend ihr Ausgabeverhalten angepasst. Eine häufige Sparmassnahme ist der Kauf von Handelsmarken, was jedoch in den kaufkraftstärkeren Ländern verbreiteter ist als in den osteuropäischen Ländern. In Ländern wie Spanien, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und auch Deutschland liegt der Anteil an Käufen von Eigenmarken bei Fast Moving Consumer Goods, also von Lebensmitteln und Drogerieartikeln, bei über 40 Prozent und wird von Spanien mit 47 Prozent angeführt.