Handel / Politik
03. Februar 2023

Industrie-PMI rutscht unter Wachstumsschwelle

Der procure.ch Purchasing Managers’ Index (PMI) hat zu Jahresbeginn deutlich nachgegeben und notiert erstmals seit Juli 2020 wieder unterhalb der Wachstumsschwelle, wenn auch vergleichsweise knapp.
Quelle: procure.ch, Credit Suisse

Positiv hervorzuheben sind der weniger verbreitete Anstieg der Einkaufspreise und die insgesamt kürzer werdenden Lieferfristen. Zudem wird der Personalbestand nach wie vor aufgestockt. Der mehr auf den Binnenkonsum ausgerichtete Dienstleistungs-PMI ist hingegen wieder über die Wachstumsschwelle geklettert. Unter diese Schwelle war er im Vormonat – wohl auch aufgrund der traditionellen Schwäche im Dezember – gesunken. Demnach dauert die Expansion im Dienstleistungssektor weiter an, und angesichts der konsumentenfreundlichen Arbeitsmarktlage dürfte sie bis auf Weiteres fortbestehen.

Produktion und Auftragsbestand nehmen ab

Im Januar 2023 hat der procure.ch Purchasing Managers’ Index (PMI) auf einem Stand von 49.3 Zählern notiert und damit 5.2 Punkte tiefer als im Dezember 2022 (vgl. Abb. 1). Beim Vergleich mit dem Vormonat gilt es zu beachten, dass zu Jahresbeginn die Saisonbereinigungsfaktoren neu berechnet werden, weshalb die Zeitreihe leicht revidiert worden ist. Zum ersten Mal seit Juli 2020 liegt der PMI demnach wieder unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, wenn auch  vergleichsweise knapp. Der seit Herbst 2021 sichtbare Tempoverlust der Industrieaktivität mündet mittlerweile somit in einem veritablen Rückgang.

Der Rückgang ist in beinahe allen Subkomponenten, die in den Hauptindex einfliessen, zu erkennen. So ist die Produktion erstmals seit Sommer 2020 wieder zurückgegangen, die entsprechende Subkomponente hat auf 49.1 Zähler nachgegeben. Noch tiefer notiert hat im Januar die Subkomponente «Auftragsbestand», die sogar um 7.4 Punkte bis auf 43.3 Zähler gesunken ist. Offenbar nimmt der Auftragsbestand verbreitet ab, was eine weiterhin schwache Produktion in der nahen Zukunft erwarten lässt. Angesichts der tieferen Auftragslage kaufen die Unternehmen insgesamt weniger Vorleistungen ein, und der Lageraufbau wird verlangsamt.

Deutliche Entspannung im Einkauf und weiterhin gute Arbeitsmarktlage

Im Januar haben beinahe zwei Drittel aller Unternehmen tiefere oder zumindest gleichbleibende Preise im Einkauf gemeldet. Bezüglich Lieferfristen hat sich die Situation sogar noch stärker entspannt, sind doch rund 90% der Unternehmen nicht mehr mit länger werdenden Wartezeiten konfrontiert. Im ersten Halbjahr 2022 war das Verhältnis noch umgekehrt; damals berichteten wiederholt mehr als 80% der Unternehmen von längeren Lieferzeiten. Unverändert gut präsentiert sich die Arbeitsmarktlage. Nur 6% der Unternehmen bauen Personal ab, während knapp ein Viertel den Personalbestand sogar aufstockt. Diese Robustheit des Arbeitsmarkts ist einerseits ein Zeichen dafür, dass die Unternehmen ihre Kapazitäten nicht abbauen, und sollte anderseits die Nachfrage stützen, indem sie dafür sorgt, dass die Haushaltseinkommen und die Konsumlaune nicht abnehmen.

Quelle: procure.ch / UBS
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