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Temu & Co: Jetzt reagiert die Poltik
Mit gigantischen Marketing-Kampagnen und Dumpingpreisen hat sich der chinesische Online-Marktplatz Temu innert weniger Monate in der Schweiz breit gemacht. Die Qualität der Ware ist oft lausig, manchmal sogar gefährlich. Im Auftrag des Schweizer Spielwarenverbandes testete ein unabhängiges Labor Ende des letzten Jahres 18 Spielsachen, die bei Temu oder Shine gekauft wurden. Das Resultat: 15 davon hätten in der Schweiz gar nicht verkauft werden dürfen. Doch den Schweizer Behörden sind bislang die Hände gebunden, weil die ausländischen Onlineshops nicht der schweizerischen Gesetzgebung unterstehen und damit auch nicht von den Schweizer Behörden kontrolliert werden.
«Das ist stossend und diese Lücke gilt es zu schliessen», sagt Dagmar Jenny, Direktorin des Detailhandelsverbandes Swiss Retail Federation. In einer Medienmitteilung fordert der Verband den Bundesrat auf, für gleich lange Spiesse für alle Marktteilnehmer zu sorgen. Denn die aktuelle Gesetzes- und Vollzugslücke bringe Anbietern wie Temu einen entscheidenden Marktvorteil. So zeichne sich im ersten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahr ein nominaler Umsatzrückgang von gegen drei Prozent ab!. «Hauptverantwortlich dürfte der Markteintritt des chinesischen Online-Marktplatzes Temu sein», heisst es in der Mitteilung.
Auch im Bundesparlament regt sich Widerstand gegen die chinesische Billigkonkurrenz. Kürzlich hat Nationalrat Benjamin Roduit (Die Mitte, Wallis) eine Interpellation zum Thema eingereicht. «Was macht der Bundesrat gegen den Import von Spielzeug mit einer schlechten Qualität, das die Gesundheit von Kindern gefährdet?», fragt Roduit und will vom Bundesrat wissen, ob dieser bereit sei, im Rahmen der Revision des Lebensmittelgesetzes Vorkehrungen zu treffen, um ausländische Onlineshops zu verpflichten, in der Schweiz nur Güter anzubieten, die der schweizerischen Gesetzgebung entsprechen.
Die grünliberale Zücher Ständerätin Tiana Angelina Moser schlägt mit ihrer Interpellation «Gleich lange Spiesse bei Online-Marktplätzen» in die gleiche Kerbe. Temu und Co. würden die Schweiz mit billigem und teilweise gefährlichem Ramsch überfluten. Das stelle «nicht nur eine Gefahr für die Konsumierenden dar, sondern benachteiligt auch die inländischen Hersteller und Händler, welche sich durch die Sicherstellung der hiesigen Vorgaben und Produktesicherheitsstandards mit Mehrkosten gegenüber ihrer ausländischen Konkurrenz konfrontiert sehen, die sich in höheren Produktepreisen manifestieren», so Moser.