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Das Auge spielt mit: Spiele-Illustrator Michael Menzel im Interview
Wie sind sie als Illustrator in den Brettspielbereich gekommen?
Michael Menzel: «Durch Zufall. Ich habe nicht studiert und lediglich eine Ausbildung zum Gestaltungstechnischen Assistenten gemacht. Dabei kristallisierte sich vor allen anderen Dingen die Liebe zum Zeichnen heraus. Über einen Freund bin ich nach der Ausbildung in einer kleinen Computerspiele-Schmiede gelandet. Diese wurde mit der digitalen Umsetzung von Klaus Teubers "Sternenfahrer von Catan" betraut. Auf diese Weise sind Kontakte entstanden, die ich Jahre später genutzt habe, um den ersten Brettspielauftrag zu bekommen.»
In welchen Phasen verläuft Ihre Arbeit bei der Entstehung eines Spiels?
«Wenn die Spielidee an sich fast fertig ist, sucht der Verlag einen passenden Illustrator für die grafische Umsetzung. Dann besuche ich den Verlag, um das Spiel, das ich illustrieren soll, selbst zu spielen. Das ist sehr wichtig, denn nur so kann man die Besonderheiten eines Spiels kennenlernen und entsprechend in der Gestaltung berücksichtigen. Danach mache ich Skizzen zu den einzelnen Spielelementen wie Titelseite, Spielplan oder Spielkarten. Haben diese dem Verlag gefallen, geht es an die Reinzeichnung.»
Wie muss man sich Ihre Arbeit konkret vorstellen?
«Ich arbeite fast zu 100 Prozent digital. Es gibt Grafiktablets, auf denen man digital mit einem Stift malen kann.»
Gab es spezielle thematische Herausforderungen bei Ihren Brettspiel-Illustrationen?
«Ja, immer wieder. Es ist diese grosse Vielfalt, die den Job so reizvoll macht. Manche Spiele spielen in der Zukunft im Weltall, andere im antiken Rom oder sie orientieren sich an einer Buchvorlage. Vor ein paar Jahren durfte ich ein Spiel zum Thema Speicherstadt malen. Tolle, hohe Backstein-Gebäude an Wasserstrassen, ganz und gar der Funktion des Lagerns unterworfen. Ich habe es mir damals sogar vor Ort angesehen.»
2013 wurde Ihr eigenes Spiel «Die Legenden von Andor» mit dem Preis «Kennerspiel des Jahres» ausgezeichnet. Ist das die Krönung Ihrer Arbeit?
«Ja, irgendwie schon. Obwohl das Spieleerfinden natürlich etwas anderes ist als mein normaler Job als Illustrator. Aber ‹Die Legenden von Andor› ist ein Spiel, das stark von der Darstellung geprägt ist. Die Illustrationen darin unterstützen die Spielmechanik. Auf diese Weise sind Regeln viel leichter zu lernen.»
Welche Anforderungen muss man als Illustrator von Spielen mitbringen?
«Zum einen sollte man natürlich Freude am Malen und Zeichnen haben. Weil bei den Spielen alles möglich ist, muss ein Illustrator möglichst alles zeichnen können. Und es hilft, wenn man Spass am Spielen hat, denn letztlich muss eine gelungene Spielegrafik vor allen Dingen der übergeordneten Spielidee dienen.»
Zur Person
Michael Menzel gestaltet als Illustrator 15 bis 20 neue Brettspiele im Jahr. Er lebt mit seiner Familie in Nordrhein-Westfalen in Deutschland.