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Neue Rekorde bei der SPIEL '19
Die SPIEL '19, die weltweit grösste Publikumsmesse für Gesellschaftsspiele, bot in Essen vom 24. bis 27. Oktober 2019 einmal mehr die Gelegenheit, sich umfassend über das aktuelle internationale Spieleangebot zu informieren und mit Besuchern aus aller Welt gemeinsam neue Spiele zu testen. Rund 1200 Aussteller (2018: 1150) aus über 50 Nationen zeigten auf einer Ausstellungsfläche von rund 86 000 m2 (2018: 80 000 m2) über 1500 Neuheiten (2018: 1400 Neuheiten). Dabei wurde die Rekordbesucherzahl von 2018 (190 000) dieses Jahr mit über 209 000 Besuchern aus 100 Nationen erneut übertroffen.
Klar erkennbare Trends
Bei einer Spieleauswahl dieser Grösse ist es schlicht unmöglich, sich einen Überblick über das gesamte Angebot zu verschaffen. Dennoch waren auch in
diesem Jahr einige Trends klar erkennbar. So geht der Hype bei den sogenannten «Escape-Spielen» ungebrochen weiter. Ergänzt wird dieser neu durch «Detektiv-Spiele», die ebenfalls mehrheitlich sowohl solo als auch kooperativ gespielt werden können. Ebenfalls erkennbar ist, dass sich die Verlage immer mehr zu Erweiterungen bestehender Spiele hinreissen lassen bzw. die Top-Spiele in abgeänderter Form neu auf den Markt bringen. Als prominente Beispiele dienen hier «Azul» (3. Version), «Terraforming Mars» (4. Erweiterung) und «Flügelschlag» (Europa-Erweiterung).
Auffallend ist auch die Zunahme der Komplexität bei den Spielen. Vor allem junge Erwachsene scheinen den Drang zu verspüren, sich mit grösseren, komplizierteren und zeitlich umfassenderen Spielen zu beschäftigen. Hierbei scheint die Abgrenzung zwischen analog und digital immer mehr zu schwinden. Bereits bieten einige Verlage Umsetzungen ihrer Klassiker auch in digitaler Form für Konsolen, Smartphone oder PC an. Umgekehrt erscheinen gleichzeitig mehr und mehr bis anhin digitale Werke als Brettspiel-Neuheiten, zum Beispiel «Minecraft» und «Cities:Skylines».
Schweizer Verlage haben in diesem Jahr ebenfalls ihr Angebot an der Messe präsentiert. So waren sowohl Helvetiq wie auch Board Game Box in einer der sechs meist überfüllten Hallen zu finden. Auch bei diesen beiden Vertretern wurde vom Angebot, Spiele zu testen, rege Gebrauch gemacht. Dabei durfte sich deren Auswahl an Eigenproduktionen sowie auch deren Angebot an zum Vertrieb übernommenen Titeln durchaus sehen lassen.
Generell kann gesagt werden, dass es wohl für alle Aussteller immer schwieriger werden dürfte, sich von der Masse abzuheben. So werden immer mehr internationale Spielehighlights von deutschen Verlagen übernommen und als deutschsprachige Versionen publiziert. Dies wiederum kann aber dazu führen, dass gross angekündigte Top Neuheiten wie etwa «On Mars» den Weg nach Essen nicht rechtzeitig schaffen. Das hinterlässt dann genauso viele enttäuschte Besucher wie auch zahlreiche, bereits am ersten Messetag ausverkaufte Bestseller.
Analoge Spielewelt boomt
Die Welt der analogen Spiele boomt nach wie vor, was sich auch an der grossen Zahl der anwesenden Blogger und Spieletester aus der Branche zeigt. Hier seien als prominente Beispiele die bestens bekannten Marken wie «Boardgamegeek» und «Hunter & Cron» erwähnt, wobei letztere sich mittlerweile an einem eigenen Stand im grossen Stil selbst vermarkten mit Taschen und T-Shirts.
Als Fachhändler ist man stets versucht, aus dem riesigen Angebot an Neuheiten die persönlichen Perlen herauszufischen. Das kann trotz der grossen Anzahl an Verlagen oft zu tollen Überraschungen und interessanten Treffen führen. So möchte ich den haptik-Leserinnen und -Lesern nicht vorenthalten, was meine persönlichen Spielehighlights an der diesjährigen SPIEL '19 waren: «Freshwater Fly» (Spielefaible), «Mini Miners» (yutopi) und «Puzzle Memo» (Drei Hasen in der Abendsonne). | Jürg Bruhin