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Viele Spielwaren von Aliexpress und Wish enthalten Giftstoffe
Wer über das Internet direkt in China Spielwaren einkauft, kann die Gesundheit seiner Kinder ernsthaft gefährden. Die aufstrebenden Online-Marktplätze Aliexpress und Wish liefern zu Dumping-Preisen Spielwaren in die Schweiz. Aufgrund eines Abkommens mit dem Weltpostverein oft versandkostenfrei.
Völlig unkontrollierte Einfuhren
Diese verlockenden Angebote haben einen gefährlichen Haken: Anders als im Schweizer Spielwarenhandel kontrolliert hier niemand kritische Spielwaren auf ihre Sicherheit. «Das ist ein Missstand, der auch uns beschäftigt, denn hier fehlen schlicht die gesetzlichen Grundlagen», sagt Peter Brodmann, Leiter des Kantonslabors Baselland, das in der Deutschschweiz für die Kontrolle von Spielwaren spezialisiert ist.
Im Gegensatz zu Privatpersonen sind Schweizer Grosshändler und Detaillisten von Spielwaren verpflichtet, die strengen Normen der Spielzeugverordnung einzuhalten. Zudem wird der Schweizer Spielwarenhandel vom kantonalen Vollzug regelmässig kontrolliert.
2019 Import von Warenwert über 1 Milliarde CHF
Aliexpress und Wish werden gemäss Carpathia in diesem Jahr voraussichtlich für mehr als für 1 Milliarde CHF Waren in die Schweiz liefern (2018: 660 Mio.). Es handelt sich somit längst nicht mehr um einen zu vernachlässigendem Nischenabsatz-Kanal wie etwa an der Chilbi.
Daher hat der Spielwaren Verband Schweiz (SVS) für ein Mal die Rolle des Vollzugs übernommen und ein Dutzend kritische Produkte wie Wasserspielzeug, Aktionsfiguren, Squishy-Figuren, Stickers und Puppenaccessoires von einem unabhängigen Schweizer Labor testen lassen. Das Ergebnis ist alarmierend: Kein einziges wäre in der Schweiz verkehrsfähig – schon aufgrund der fehlenden Kennzeichnungen. «Eine Mutter weiss bei diesen Spielwaren nicht einmal, für welche Alterskategorie es geeignet ist», sagt SVS-Präsident Rolf Burri.
Laborpersonal litt unter Kopfschmerzen und Übelkeit
Von zwölf bestellten Produkten sind zehn innerhalb der angegebenen Lieferfrist eingetroffen. Von den zehn untersuchten Spielwaren enthielten sieben Schadstoffe, wovon sechs weit über dem Grenzwert lagen und eines exakt auf dem Grenzwert. Gefunden haben die Chemiker Lösemittel (viel zu hohe Werte), Blei , Nickel (stark allergen), DEHP sowie Bor (beide Substanzen können stark auf das Hormonsystem von Kindern eingreifen), allergisierende und reizende Substanzen wie zum Beispiel Cyclohexanon, dann sehr hohe Werte an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, kurz PAK.
Ein Produkt enthielt derart viel Lösemittel, so dass die Chemiker im Labor unter Übelkeit und Kopfschmerzen litten – schlicht durch die Kontamination der Luft.
Die getesteten Produkte mit Bild und Laborbeurteilung finden Sie hier.