Unternehmen / Köpfe
18. April 2023

HERMA hat Weichen für weiteres Wachstum gestellt

Preiserhöhungen in Folge teilweise drastisch verteuerter Rohstoffe sorgten dafür, dass HERMA 2022 den Umsatz um 19,2 Prozent auf nun 510,6 Millionen Euro steigerte. 2023 will man in erster Linie wieder über die Absatzmenge wachsen. Für den mittel- und langfristigen Wachstumskurs hat das Unternehmen mit der Strategie HERMA 2030 die Weichen gestellt.
Trotz eines «extrem herausfordernden Geschäftsverlauf 2022» blicken die HERMA Geschäftsführer Sven Schneller (links) und Dr. Guido Spachtholz verhalten positiv nach vorne. Mit der Strategie HERMA 2030 verfolgt das Unternehmen einen klaren Wachstumskurs.

Weitere drastische Preiserhöhungen bei Rohstoffen und eine erneut schwierige Beschaffungssituation prägten bei HERMA das Geschäftsjahr 2022. So stieg beispielsweise der Preis für Zellstoff, einem wichtigen Ausgangsmaterial für die Papierherstellung, in Europa im Schnitt zwischen 30 und 40 Prozent. «Wir waren unsererseits gezwungen, die Preise für verschiedene Produkte teilweise mehrfach unterjährig anzupassen und an Kunden weiterzugeben», erläutern Sven Schneller und Dr. Guido Spachtholz, die Geschäftsführer des auf Verpackungs- und Produktkennzeichnung spezialisierten Unternehmens. Infolge dieser Preisspirale stieg auch der Umsatz deutlich stärker als geplant: 510,6 Mio. Euro Umsatz bedeuten ein Plus von 19,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr (428,4 Mio. Euro). «Wir haben eine inflationäre Preisentwicklung erlebt. Aber sie verdeckt noch einen anderen Grund für einen extrem herausfordernden Geschäftsverlauf», betonen die Geschäftsführer. Wegen eines monatelangen Streiks bei einem der weltweit größten Papierhersteller etwa kam es mitunter zu erheblichen Verzögerungen bei der Bereitstellung des wichtigen Rohstoffs. «Wir mussten also notwendigerweise mit unseren Kunden wiederholt Preisgespräche führen und manchmal zudem über Liefertermine sprechen, die außerhalb unserer Einflussmöglichkeiten lagen. Beides hat deshalb 2022 manche Kundenbeziehungen belastet. Aber wir sind stolz darauf, dass unsere Teams unter sehr hohem persönlichem Einsatz viele Unwägbarkeiten gemeistert haben und wir mit Haftmaterial, Etiketten und Etikettiermaschinen lieferfähig geblieben sind, wenn auch zum Teil mit Verzögerungen. Das war in unserer Branche keineswegs selbstverständlich. Wir konnten beweisen, auf HERMA ist auch in schwierigen Situationen Verlass.» Vor dem Hintergrund eines anspruchsvollen Umfelds sei man mit dem Ergebnis zufrieden. Verhalten positiv gestimmt sind Schneller und Dr. Spachtholz, was den Ausblick angeht. Während im ersten Quartal 2023 aufgrund vorsichtshalber gut gefüllter Läger noch eine deutliche Zurückhaltung auf Kundenseite zu spüren gewesen sei, rechnet die HERMA Geschäftsführung für das gesamte laufende Jahr mit einem Umsatzplus im mittleren einstelligen Bereich. «Wir müssen dieses Wachstum in erster Linie wieder über die Absatzmenge erzielen.» Wie 2022 sollen im laufenden Geschäftsjahr erneut alle drei Geschäftsbereiche zum Wachstum beitragen. Die Zahl der Mitarbeiter blieb 2022 nahezu konstant, sie lag am Jahresende bei 1.126 (im Vj. bei 1.124). Der Exportanteil stieg auf 64,0 Prozent gegenüber 62,5 Prozent im Vorjahr.

Kapazitätsausbau und Erschließung neuer Märkte im Visier

Die beiden HERMA Geschäftsführer sehen das Unternehmen auch mittel- und langfristig auf einem klaren Wachstumskurs. Die Weichen dafür seien bereits gestellt. Gemäss der Strategie HERMA 2030, die im letzten Jahr verabschiedet wurde, will das Unternehmen beispielsweise seine Fertigungskapazitäten im Bereich Haftmaterial in den nächsten Jahren ausbauen – in Europa oder auch in außereuropäischen Märkten. Im Bereich Etiketten für Industriekunden sieht HERMA gute Perspektiven für innovative Kennzeichnungslösungen, die zum Teil mit Systempartnern vorangetrieben werden sollen. Für Büro- und private Anwender von Etiketten sollen verstärkt digitale Lösungen hinzukommen. Der Geschäftsbereich Etikettiermaschinen will insbesondere in Nordamerika und Asien weiteres Wachstumspotenzial realisieren. «Deutscher Maschinenbau geniesst dort weiterhin einen hervorragenden Ruf, vor allem wenn er mit ausgeprägter Serviceorientierung einhergeht», so Dr. Spachtholz. Um das Portfolio als umfassender Lösungsanbieter abzurunden, seien auch Zukäufe auf diesem Gebiet denkbar. Unternehmensübergreifend sieht HERMA neben Innovationen und Digitalisierung auch Nachhaltigkeit als einen zentralen Wachstumstreiber – und Wettbewerbsvorteil. «Wer nachweislich nachhaltig produziert, wird immer mehr zu einem gefragten Lösungsanbieter weltweit. Es lohnt sich nicht nur für das Klima, sondern auch wirtschaftlich, wenn man ambitionierte Ziele anpeilt und mit aller Kraft an ihrer Umsetzung arbeitet», betonen die HERMA Geschäftsführer. Bis 2040 strebt HERMA Netto-Null-Emissionen bei klimarelevanten Gasen an.

pd/rr
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