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Jetzt gibt es auch Papiertaschen aus Schweizer Produktion
Ob beim Einkauf im Supermarkt, beim Shoppingbummel oder beim Take-away-Essen – Papiertragtaschen sind aus dem Schweizer Konsumalltag nicht weg zu denken. Was wohl die wenigsten wissen: Hergestellt werden die Papiertragtaschen schon seit Jahrzehnten ausschliesslich im Ausland.
Nun steigt die Papierverarbeiterin Elco, bekannt für Kuverts, Notizblöcke und andere Papierwaren, in die Produktion von Papiertragtaschen ein. Für über zwei Millionen Franken hat sie in Deutschland eine Grossanlage zur Papiertaschenproduktion gekauft und am Firmensitz im aargauischen Brugg montiert. Es ist die erste und bisher einzige derartige Anlage in der Schweiz. Seit dem 1. März läuft die Produktion.
Bis zu 30 Millionen Taschen pro Jahr
«Wir sehen Potenzial für Papiertragtaschen made in Switzerland», sagte Elco-CEO John Zoellin bei einer Medienkonferenz am 14. Mai. Schätzungsweise 100 bis 150 Millionen Papiertragtaschen kämen jedes Jahr in der Schweiz in Umlauf. Tendenz steigend, weil immer mehr Unternehmen von Plastik- auf Papiertaschen umsteigen würden. Die Elco kann mit ihrer neuen Anlage bis zu 30 Millionen Taschen pro Jahr produzieren, wenn sie die Anlage im Dreischichtbetrieb laufen lässt.
Die ausländischen Papiertragetaschen werden in Italien oder Osteuropa gefertigt, zu deutlich günstigeren Löhnen als in der Schweiz. Sind Schweizer Papiertragtaschen konkurrenzfähig? «Wir werden nie auf das Preisniveau eines osteuropäischen Land kommen», räumte Zoellin ein. Aber dafür punkte man mit Qualität, Nähe, Flexibilität und tiefen Mindestabnahmemengen. «Zieht man all das in Betracht, sind wir auf Augenhöhe mit den Mitbewerbern.»
So könnten die Kunden problemlos vor der Produktion in Brugg vorbeischauen, um das Druckbild zu prüfen, sagte Zoellin. Dank dem Lager in Brugg könne man schnell liefern und man habe tiefere Abnahmemengen als die ausländische Konkurrenz. Auch qualitativ seien die Elco-Taschen «viel besser als der Durchschnitt», betonte COO Cäsar Lombard. Die verwendeten Grammaturen (90 und 110 Gramm) seien höher, das mache die Taschen stabiler und langlebiger.
Das Papier kommt aus Österreich
Dank der Produktion in der Schweiz spare man zudem Lastwagenfahrten «durch halb Europa», sagte John Zoellin. Ganz ohne Transporte kommen allerdings auch die Papiertaschen aus dem Aargau nicht aus. Das FSC-zertifzierte Kraftpapier kauft die Elco in Österreich ein, weil es in der Schweiz keinen Hersteller gibt. Sechs verschiedene Formate produziert die Elco derzeit, je in weiss und braun-ä^, darunter die klassische Supermarkttasche und ein Take-away-Format. Auf Kundenwunsch sind auch andere Formate möglich.
Die Papiertragtaschen aus Brugg seien «hervorragend» gestartet, sagte Zoellin weiter. Das Interesse sei gross und die ersten Bestellungen seien eingegangen, unter anderem von der Getränkeproduzentin Rivella. Ob dereinst auch die Schweizer Grossverteiler an ihren Kassen Papiertaschen aus Brugg verkaufen? «Wir setzen alles daran», sagte Zoellin lachend.
Drucken, kleben, falten
Die 35 Tonnen schwere und 20 Meter lange Produktionsanlage kann bis zu 150 Papiertragtaschen pro Minute produzieren. Zuerst werden die Papierbahnen im Flexodruck-Verfahren bedruckt. Die Maschine besitzt ein Sechsfarben-Druckwerk. Das erlaubt es, neben dem üblichen Vierfarbendruck auch firmenspezifische Farben als separate Farben auf die Taschen zu drucken. Auch Vollflächendruck ist möglich. Nach dem Druck werden die Traggriffe gefaltet und angeklebt, danach wird die Papierbahn zu einem Schlauch zusammengeklebt. Der kniffligste Teil ist das anschliessende Falten des Bodens. Mit einer selbst entwickelten Maschine testet Elco die Tragfähigkeit und Reissfestigkeit ihrer Taschen. Die Traglast ist nach DIN EN 13590 geprüft.