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Nachruf: Eine grosse Persönlichkeit ist verstorben
Nachruf, verfasst von Thomas Köhler, Zentralpräsident VSP:
Eine grosse Persönlichkeit hat uns verlassen
Vor Jahren betitelte Hans Ruedi Fischer sein Leben unter dem Motto von Lumpen und Hadern. Jetzt kann man natürlich «werweissen», warum genau diese Begriffe, denn sicher war er kein Lump und wer ihm begegnete, konnte sich nicht vorstellen, dass er mit seinem Leben haderte. Ist jedoch seine Lebensberufung bekannt, dann kommt man schnell darauf, dass Lumpen und Hadern Grundstoffe für etwas Edlem sind - Papier. Und seine ganze berufliche Laufbahn stand im Zeichen dieses Mediums. Ohne Papier gäbe es die heutige Gesellschaft und wohl auch Hans Ruedi Fischers Begabung zum Papeteristen nicht.
Nicht nur in der Papeterie, welche er in jungen Jahren, gegen den Rat seines Treuhänders übernahm, war er erfolgreich, sondern auch im Verband Schweizer Papeterien VSP stellte er Weichen für die Zukunft und war für alle ein wichtiger Ideenlieferant, der mit Tat und Kraft immer allen half und jedem Menschen gleich begegnete. Er war offen für Neues, war seiner Zeit voraus und kannte keine Berührungsängste gegenüber bekannten Persönlichkeiten, wie z.B. Prinzessin Margaret von England – welcher er auf den 21. Geburtstag eine Gratulationskarte schickte – die nebenbei beantwortet wurde. Auch allen nicht so berühmten Menschen begegnete er jeweils mit grossem Respekt und voller Neugierde. So erinnere ich mich gerne an meine Zeit in der Papeterie Fischer als junger Mann zurück, in der ich einige Jahre von seinem Erfahrungsschatz profitieren durfte. An meinem ersten Arbeitstag übergab er mir einen Schlüssel für das Haus, damit ich kommen und gehen durfte, wann ich wollte. Zusätzlich bekam ich alleinige Unterschrift für die Geschäftskonten am gleichen Tag und später auch noch den Zugriff auf die Wohnungsschlüssel. Dies nur ein Beispiel, wie HRF sich gegenüber seinen Mitmenschen verhielt. In seinem Geschäft war er der liebe Patron, der immer für die Wünsche aller da war und teilweise wohl auch etwas ausgenutzt wurde. Seine liebe Myrta schaute dann aber immer wieder, dass alles in die richtigen Bahnen kam. Da das Ehepaar Fischer keine Kinder bekam, waren die Mitarbeitenden fast Ersatz dafür und so fand jedes Jahr an Weihnachten eine Feier statt, an der für jeden und jede ein persönliches Geschenk gekauft und liebevoll mit individuellen Karten-Texten übergeben wurde.
Im Verband brachte sich Hans Ruedi Fischer früh ein, zuerst unter anderem in der Sektion des Zürcher Papeteristen-Verbandes, in der Einkaufsgenossenschaft PEG, in der Werbekommission und später wurde er zu einem der beliebtesten Präsidenten des VSP’s, welchen er drei Jahre mit Umsicht präsidieren durfte. Nach seinem würdevollen Rücktritt übernahm der Vollblut-Papeterist aus Zürich als Chefredaktor das Fachmagazin «Papeterie+Büro», welches er in den folgenden Jahren zum wichtigsten Sprachorgan der Branche machte. Auch hier zeigte sich seine Neugierde auf zukünftige Trends und so besuchte er gerne internationale Messen oder half aktiv mit, das beste Bürobedarfsprodukt weltweit zu finden und mit anderen Fachzeitschriften aus der ganzen Welt zu prämieren. Im hohen Alter zeigte er noch viel Interesse an der Branche und war zusammen mit Myrta an vielen Anlässen in der ganzen Schweiz anwesend. So wurden die beiden zu einem festen Bestandteil der Papeteristenszene. Wo Myrta war, war Hans Ruedi in der Nähe oder auch umgekehrt. Dadurch konnten beide viele Berufskollegen finden, welche oft zu sehr guten Freunden wurden. Bei Fischers war immer ein Kommen und Gehen.
Mit dem Tod von Hans Ruedi Fischer verlieren wir alle einen engagierten, wertvollen Menschen, der uns mit seiner Güte und seinem Fachwissen bereichert hat und jeweils bei Fragen für alle eine Antwort fand. Er wusste immer Rat, konnte gut vermitteln und seine Sicht einbringen. Ich schätze es sehr, dass ich ihn auf seinem Leben eine Zeit lang begleiten durfte, dass er mich – wie auch viele andere – förderte und an das Gute im Menschen glaubte.
Ich wünsche ihm für seiner letzte Reise alles Gute und spreche ein grosses DANKE an ihn aus. Er wird uns allen fehlen und in bester Erinnerung bleiben.
Thomas Köhler, Zentralpräsident VSP