Schule
12. August 2024

Von Hand zu schreiben hilft beim Lernen

Der Stift ist manchmal mächtiger als die Tastatur: Studierende lernen mehr und erinnern sich besser, wenn sie handschriftliche Vorlesungsnotizen machen. Zu diesem Schluss kommen norwegische Forscher in einer neuen Studie.
In der Studie mass ein EEG die Gehirnkonnektivität der Studienteilnehmer, während sie mit einem Stift schrieben oder eine Taste drückten. (Bild: NTNU)

Da digitale Geräte Stift und Papier zunehmend ersetzen, werden handschriftliche Notizen in Schulen und Universitäten immer unüblicher. Auf der Tastatur schreibt es sich zwar schneller. Das Schreiben von Hand führt aber zu einer stärkeren Vernetzung des Gehirns. Die Folge: Das Geschriebene bleibt besser im Gedächtnis haften. Das haben norwegische Forscher herausgefunden. Sie haben die zugrunde liegenden neuronalen Netzwerke untersucht, die bei beiden Schreibweisen beteiligt sind.

«Wir konnten zeigen, dass die Konnektivitätsmuster des Gehirns beim Schreiben mit der Hand weitaus ausgeprägter sind als beim Tippen auf einer Tastatur», wird Professorin Audrey van der Meer in einer Mitteilung zitiert. Sie ist Hirnforscherin an der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU) und Mitautorin der Studie, die der wissenschaftlichen Zeitschrift «Frontiers in Psychology» veröffentlicht wurde. «Es ist bekannt, dass eine solche weit verbreitete Konnektivität des Gehirns für die Gedächtnisbildung und die Kodierung neuer Informationen von entscheidender Bedeutung ist und daher für das Lernen von Vorteil ist.»

Handbewegungen fördern das Lernen

Die Forscher sammelten EEG-Daten von 36 Universitätsstudenten, die wiederholt aufgefordert wurden, ein Wort, das auf einem Bildschirm erschien, entweder zu schreiben oder zu tippen. Beim Schreiben benutzten sie einen digitalen Stift, um kursiv direkt auf einem Touchscreen zu schreiben. Beim Tippen drückten sie mit einem Finger die Tasten einer Tastatur. Bei jeder Eingabeaufforderung wurden fünf Sekunden lang hochauflösende EEGs aufgezeichnet, die die elektrische Aktivität im Gehirn mithilfe von 256 kleinen Sensoren massen, die in einem Netz auf dem Kopf angebracht wurden.

Die Konnektivität verschiedener Gehirnregionen nahm zu, wenn die Teilnehmer mit der Hand schrieben, aber nicht, wenn sie tippten. «Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass visuelle und Bewegungsinformationen, die durch präzise kontrollierte Handbewegungen bei der Verwendung eines Stifts gewonnen werden, in hohem Maße zu den Konnektivitätsmustern des Gehirns beitragen, die das Lernen fördern», so van der Meer.

Bewegung für das Gedächtnis

Obwohl die Teilnehmer digitale Stifte für die Handschrift benutzten, sagten die Forscher, dass die Ergebnisse bei der Verwendung eines echten Stifts auf Papier die gleichen sein dürften. «Wir haben gezeigt, dass die Unterschiede in der Gehirnaktivität mit der sorgfältigen Formung der Buchstaben beim Schreiben mit der Hand zusammenhängen, wobei die Sinne stärker beansprucht werden», erklärte van der Meer. Da die Bewegung der Finger beim Formen der Buchstaben die Konnektivität des Gehirns fördert, wird erwartet, dass das Schreiben in Druckschrift ähnliche Vorteile für das Lernen hat wie das Schreiben mit der Schreibmaschine.

Im Gegensatz dazu ist die einfache Bewegung des wiederholten Drückens einer Taste mit demselben Finger weniger anregend für das Gehirn. «Dies erklärt auch, warum Kinder, die das Schreiben und Lesen auf einem Tablet gelernt haben, Schwierigkeiten haben können, Buchstaben zu unterscheiden, die spiegelbildlich zueinander sind, wie etwa 'b' und 'd'. Sie haben buchstäblich nicht mit ihrem Körper gespürt, wie es sich anfühlt, diese Buchstaben zu erzeugen», so van der Meer.

Stift und Tastatur haben beide ihre Berechtigung

Aus ihren Ergebnissen leiten die Forscher die Forderung ab, Schülern die Möglichkeit zu geben, während des Unterrichts handschriftliche Notizen machen zu dürfen. Eine Massnahme könnten Richtlinien sein, die sicherstellten, dass die Schüler zumindest ein Minimum an Handschriftunterricht erhalten. So wurde beispielsweise in vielen US-Bundesstaaten der Schreibschriftunterricht zu Beginn des Schuljahres wieder eingeführt.

Gleichzeitig sei es aber auch wichtig, mit den sich ständig weiterentwickelnden technologischen Fortschritten Schritt zu halten, mahnen die Forscher. Dazu gehöre auch das Bewusstsein dafür, welche Art des Schreibens unter welchen Umständen mehr Vorteile bietet. «Es gibt einige Hinweise darauf, dass Studierende mehr lernen und sich besser erinnern, wenn sie handschriftliche Vorlesungsnotizen machen, während die Verwendung eines Computers mit Tastatur möglicherweise praktischer ist, wenn sie einen langen Text oder Aufsatz schreiben», so van der Meer.

pd/mos
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